Das Rehabilitationszentrum für Menschen mit Behinderung "ALGES" entwickelte sich in den letzten Jahren zur regionalen Anlaufstelle für Menschen mit Traumatisierungen oder Behinderungen.
Nach Beendigung des Bürgerkriegs 1992 gründete sich die Selbsthilfeorganisation der Kriegsverletzten, ALGES. Diese entwickelte sich in den letzten Jahren zur regionalen Anlaufstelle für Menschen mit Traumatisierungen oder Behinderungen. Der Schwerpunkt liegt heute auf der Arbeit mit behinderten Kindern und ihren Eltern. Die Einbeziehung der Eltern ist auch deshalb so wichtig, weil vielfach erst die Scham zu überwinden ist, das Kind nicht zu Hause zu verstecken, sondern das Förderangebot anzunehmen.
Die Arbeit mit den behinderten Menschen stützt sich im Wesentlichen auf elf Promotorinnen, die sich ihre Kompetenz im Laufe von Jahren durch Fortbildungen und Praxis angeeignet haben. Die Fachkräfte, ein Arzt, drei Physiotherapeutinnen und zwei Sonderpädagoginnen, stehen dem Projekt nur partiell zur Verfügung; sie konzentrieren sich hauptsächlich auf Ausbildung, Begleitung und Supervision.
Die Wirkung des Reha-Zentrums ist nicht auf den Ort Guarjila begrenzt, sondern es gibt kleinere Außenstellen in sechs weiteren Gemeinden innerhalb der Provinz Chalatenango. ALGES vernetzt seine Tätigkeit mit anderen lokalen Instanzen wie Gemeinderäten, Kindergärten und Schulen sowie kirchlichen Strukturen und hat ein Referenzsystem mit dem staatlichen Reha-Zentrum aufgebaut. Finanziert wird die Arbeit vor allem durch internationale Hilfsorganisationen. Das Welthaus Bielefeld beteiligt sich hieran u.a. durch Übernahme des Gehalts für zwei Promotorinnen, jeweils etwa 100 US$ pro Monat.
Das Reha-Zentrum braucht Ihre Unterstützung für:
- Besseres Gehalt für die Promotorinnen
- Kauf von therapeutischem Material
Zum Hintergrund des Projekts:
Die Provinz Chalatenango ist eine der ärmsten Gegenden El Salvadors und war vom sozialen und schließlich bewaffneten Konflikt der 1980er Jahre besonders hart betroffen. Ganze Landstriche waren entvölkert, die Menschen flohen vor den Angriffen des Militärs ins benachbarte Honduras, viele schlossen sich auch dem Widerstand in der Guerilla an. Heute noch sieht man in Guarjila beispielsweise unverhältnismäßig oft Menschen, denen ein Arm, ein Bein oder ein Auge fehlt. Noch nach Beendigung des Bürgerkriegs wurden Kinder von Minen getötet oder verletzt. Viel mehr Menschen noch leiden unter psychischen Traumatisierungen.
Der salvadorianische Staat hat wenig Mittel, mit angemessenen Rehabilitationsangeboten zu reagieren. Aber unter einer Regierung, die weiterhin extrem rechts steht, hat er auch wenig Interesse, den ehemaligen Kriegsgegnern zu helfen. Auch für andere Traumatisierte und Behinderte wird von staatlicher Seite praktisch nichts getan.
Zur Bedeutung der Basisgesundheitspromotorinnen schreibt der deutsche Arzt Michael Kleutgens, der schon zu Kriegszeiten Hilfe leistete und bis heute für ALGES arbeitet: „Die Tatsache, dass sich die Arbeit mit und für behinderte Menschen im Wesentlichen auf Promotorinnen stützt, hat sowohl praktische als auch konzeptionelle Gründe. Zum einen hat das Land an sich nicht die finanzielle Kapazität, vor allem in den ländlichen Gegenden eine ausreichende Anzahl an Fachkräften bereit zu stellen. Zum anderen trägt die Weitergabe von Fachwissen an die „normale“ Bevölkerung auch zur Entmystifizierung und zur Demokratisierung der Gesundheitswissenschaften bei. Und die Bevölkerung hat bei entsprechender praktischer Ausbildung und kontinuierlicher Supervision durchaus die Fähigkeit einen Grossteil sowohl der Probleme im Gesundheits- als auch im Rehabilitationsbereich selbst zu lösen.“